DORNTORUS (1) DORNTORUS 2
Vorspann
Cher Michel
Weltbild
Natur-Verständnis
Engramme
Dorntorus
Erinnerungs-Intermezzo
zurück zum Dorntorus
Gedankensprünge ??
Die Vertreibung der Leere
Puercallis
Gedanken-Sprünge !!
es hagelt Katzen
A wie Adlerhorst,wie Abrollinie und A wie Alpha
Gedanken zur Zeit ...
... zur Lichtgeschwindigkeit ...
... zur Plankschen Konstanten ...
... zu Alpha, nochmal ...
... zum Weinberg-Winkel ...
Pocalis Ermita S.A. - Jardin Tropical
Puercallis.
Unzählige Male haben Orchidee und ich die Beschwernis des neunzig-minütigen Aufstiegs auf uns genommen. Stets wurden wir belohnt mit dem intensiven Erleben üppiger Natur, mit dem fantasiebeflügelnden Genuß stiller
Abgeschiedenheit. Jedesmal schürten wir das Aufflammen verschütteter Träume ein wenig mehr, kamen einen weiteren Schritt näher an die Sicherheit:
dieses Stück Insel ist eine Kostbarkeit - und sie ist für uns bestimmt!
Wir haben ein neues Projekt. Und es erfordert Einsatz. Der Schwung ist da - der Haken auch: Eine Sache abzuschließen, bevor ich eine neue beginne, war bisher zwingendes Prinzip für mich. Ich kann keine zwei wichtigen Dinge
zur gleichen Zeit tun! Wie soll ich vor mir rechtfertigen, es diesmal anders zu handhaben? Soll ich die Geschichte meiner Tori zur Unwichtigkeit degradieren? Nach all den Investitionen an Gedanken und Zeit? Soll ich Puercallis vergessen
oder verschieben? Vergessen? - es wird nicht gelingen, und verschieben heißt, eine sich bietende, sich aufdrängende Chance zu vertun. Spicer ist 80 Jahre alt, will nach Texas. Soll ich doch versuchen, mich beidem zu widmen? Nein, das traue
ich mir nicht zu. Beides erfordert ausschließliche Hingabe, ist Gedankenwelt und Tagesablauf bestimmender Inhalt. . . . aber sagte ich nicht, ich spielte ein Spiel? . . . . . . spiele ein Spiel? . . . . . .
ich spiele ein Spiel !!! Das Spiel kann ich verschieben - das Spiel ist nicht so wichtig. Die Spannung kann und wird es nicht verlieren. Das Wichtige, die Gedanken, Bilder, Zahlen, ..., grobe Notizen sind im
Kasten. Das Wichtige kann ich getrost als abgeschlossen betrachten. Mein Spiel kann warten, bis ich weiterspiele. Das neue Projekt scheint ein wenig mehr als ein Spiel zu sein: Zunächst muß ich die Landessprache
erlernen (Orchidee hat mir dies voraus), denn nur ein Teil der Inselbewohner - viele davon britischer Herkunft - sowie die nicht wenigen Ausländer, die sich bereits hier niedergelassen haben - Amerikaner, Kanadier, Deutsche, ... - sprechen
Englisch, nicht aber die Vertreter von Behörden und offiziellen Institutionen. Unzählige bürokratische Hürden stellen sich in den Weg. Da Ausländer kein Stück Land größer als 3000 m² erwerben dürfen, bleibt nur die
Gründung einer inländischen Aktien- und gleichzeitig einer Holding-Gesellschaft für den Erwerb aller Anteile ersterer. Das läßt sich mit Hilfe eines guten Anwaltes durchführen. Dann muß das Land vermessen und parzelliert werden -
Voraussetzung für Grundbuch-Eintrag. Hunderte Grenzsteine müssen gegossen und gesetzt werden. Ein Maultier trägt zwei Säcke Zement und ist vier Stunden unterwegs, hin und zurück. Ein Trupp Träger mit Tieren ist zwei volle Wochen
beschäftigt, eine Grundausstattung an Materialien, Geräten, Werkzeugen und Lebensmitteln aus dem Depot am Strand über den 330 m hohen Pass in unser Hochtal zu transportieren. Das meiste müssen wir erst noch besorgen -
anderswo. Die USA sind das nächst erreichbare Land mit akzeptablen Einkaufsmöglichkeiten. Auch ein UL-Flugzeug finden wir nur dort. Es ist eine weite Reise für ein Segelboot. Und all die Dinge liegen nicht im Hafen bereit zum Einladen. Es
kostet viele Wochen, die Liste mit den tausend Punkten abzuhaken - oftmals nur in Form von Bestellungen: Geräte für die Elektro-Anlage wie eine kleine Wasserturbine, Solarmodule, großen Windgenerator, Batterien und Zubehör, Maschinen und
Werkzeuge, besondere Baumaterialien, Pumpen und Rohre, Material zum Bau einer Lasten-Seilbahn, Zelte und Planen, Garten- und Haushaltsgeräte, Funkausrüstung, Satellitenantenne für späteren Telefonanschluß, Computerzubehör, Druckerpapier
(für die Fortsetzung des Spiels!), wasserdichte Container (tropische Regengüsse sind alles durchdringend), allerlei Farben und Chemikalien, zentnerweise Kleinteile, Sicherheits- und Alarmeinrichtung für das zeitweise verwaiste Schiff - es
sind tausend Dinge . . . Alles paßt nicht in unser Boot. Ein Container muß per Schiffsfracht auf die Reise geschickt werden. - Ob er wohl je ankommen wird? Wenn das Projekt einmal steht - ich veranschlage drei Jahre -,
soll es Autarkie bieten, soll Zulieferung von außen auf ein Minimum reduziert sein. Das Land muß uns sowie eventuell hinzustoßende Partner und Gäste ernähren, die technische Einrichtung muß störungsfrei funktionieren, also entsprechend
sorgfältig geplant und installiert werden. Die Aufgabe ist reizvoll, ist Herausforderung an Einfallsreichtum und Kreativität - ist doch wieder ein Spiel? Ein Spiel mit Regeln, die ich noch gar nicht kenne! Aber gerade das ist ja meine
Leidenschaft: Spielregeln entdecken. Ich werde weiterhin auf meine Kosten kommen. Und Orchidee brennt darauf, ihren tropischen Garten zu bestellen.
Pocalis Ermita S.A. - Jardin Tropical - so heißt der Garten. (Fotos)
. . . und zum Rest der (Torus-)Welt . . .
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Meine bisherigen Ausführungen, den Dorntorus als Denkmodell (nichts anderes!) für eine physikalische Realität betreffend, übersteigen nicht die Stufe der
Andeutungen, wie auch das Spielen mit Zahlen bislang eben dies ist: ein Spiel. Das „einfache Prinzip“, die Grundlage für die vereinheitlichende physikalische Interpretation ist jedoch voll enthalten, wenn auch nicht offen ausgebreitet,
mitunter sogar sorgsam verborgen - zwischen den Zeilen, zwischen den Dornen, mitten in S . . . (s. Prolog. Statt der „Quelle allen Zaubers“ könnte dort auch - prosaischer - stehen: „Quelle des ganzen Zaubers“). Neigst Du - wie
geschehen - zum Kommentar: „Wong, das ist ja alles schön und gut, zumindest recht originell, aber der Raum um uns herum ist doch nun mal so wie wir ihn sehen und die Zeit vergeht doch einfach, da kannst du doch mit deinen neuen Theorien
nichts ändern dran . . .“, dann kann ich Dir nur beipflichten: „Du hast recht. Das Leben ist auch ohne Dorntorus interessant. Die Spielregeln reichen aus - wozu die neuen? Vergiß die Sache, laß uns ein anderes Spiel spielen miteinander.“ Hast Du aber eine mehr metaphysisch orientierte Denkweise und erscheinen Dir die philosophischen Probleme, wie sie aus den Deutungen der physikalischen Realität erwachsen, ebenfalls als häßliche Dissonanzen, dann kann ich Dich
nur ermuntern, Dich selbst - und etwas tiefer - in das Bild einzudenken. Es lohnt sich! Fragen und Rätsel reduzieren sich auf Vexierbilder. Schau sie Dir an und staun über die Harmonie des Chaos. Als - vorläufige -
Vorab-Hilfestellung nur noch einige wenige grobe Hinweise: (Die meisten der Versprechen und Verweise von weiter vorn müssen sich leider auf die Fortsetzung beziehen.)
Im Dorntorusbild sind verschiedene Teilchen nicht voneinander unabhängige wechselwirkende oder Wechselwirkung vermittelnde separate Entitäten. Jedes Teilchen ist nur Ausschnitt aus einem Gesamtsystem,
das alle anderen Arten ebenfalls enthält, ist nur die Struktur einer einzigen Dorntorus-Abrollinie, wie sie beim Herausgreifen einer ganz bestimmten Vergrößerungsstufe in Erscheinung tritt. Physikalische Eigenschaften - Größen
- reduzieren sich auf das (komplexe!) Verhalten der Abrollinie, insbesondere den Unterschied zwischen Abrollinien- und Meridianlänge (Zusammenhang mit Wechselwirkung und „Ortsveränderung“), die auf diesem Verhalten beruhende Größenänderung
aneinander abrollender Tori sowie den „Winkel“ zwischen den Schlaufenanfängen verschiedener Tori im Punkt S. „Anziehungskraft“ - zum Beispiel - kann als Verkleinerung dieses Winkels, d.h. als Rotation der gesamten, ein Teilchen
repräsentierenden Lissajousfigur hin zum Schlaufenanfang einer anderen Figur oder eines Systems anderer Figuren beschrieben werden, ist demnach abgeleitete Größe, zurückzuführen auf „Länge“. Die Einbettung des dreidimensionalen Raumes der
Anschauung in den dimensionslosen oder auch beliebig-dimensionalen Torusraum zu beschreiben, erfordert ein klein wenig Mathematik, aber sie ist durchaus möglich und die Prozedur eröffnet neue Einsichten. Räume beliebiger
Dimensionszahl sind enthalten! Koppelt ein Boson an ein Fermion an, ist dieses Boson nicht plötzlich verschwunden. Das Torusmuster
„außerhalb“ des Wechselwirkungsortes bleibt exakt dasselbe, nur ist jetzt die Abrollinie des Boson-Torus dem durch die Absorption veränderten - angeregten - Fermion zuzuschreiben. Dieses Torusmuster, d.h. die Anordnung aller
ineinander geschachtelten Dorntori, das Muster der aufeinander folgenden Größenverhältnisse, könnte eine neue - noch spekulative - physikalisch wirkende Größe sein. Nicht nur in nächster Umgebung des betrachteten Punktes S als kleine Tori
vorhanden, sondern bei größerer „Entfernung“ als gleiches Muster eben größerer Tori sich fortsetzend und im gesamten Torus-Raum verteilt, könnte es vielleicht mit dem durch die Literatur geisternden Begriff „morphogenetisches Feld“ in
Zusammenhang stehen, könnte verantwortlich sein für Rätsel der Synergetik, für dissipative Strukturen bis hin zu - hier vernehmliches Räuspern - unerklärlichen Navigationsmethoden mancher Wandertiere und Psi-Phänomenen (diese tauchen
schließlich in jeder Hausfrauen-Wissenschaft und Stammtisch-Philosophie auf, fühle mich daher, um dem Bild vom Laiendenker voll zu entsprechen, zu solchen Assoziationen geradezu verpflichtet). Reduktion des Zustandsvektors im
Quantensystem entspricht dem relativ willkürlichen oder auch „zufälligen“ Herausgreifen einer ganz bestimmten Abrollinie eines Torus, auf die alle anderen bezogen werden (s.a. Gedankensprung 10). Dies - allerdings - als Fixierung einer
Momentaufnahme, als „Einfrieren“ des Gesamtzustandes zu sehen, als objektive Messung zu interpretieren und daraus Folgerungen für die Realität abzuleiten, dies ist reine Illusion. Das dynamische System läßt sich nicht anhalten! Jede
Messung bleibt immer mit dieser Illusion verknüpft, ist unmittelbar von den Eigenschaften unseres, die Illusion tragenden, Bewußtseins abhängig, läßt sich nicht vollständig von Engrammen abstrahieren: Heute, sechs Monate, 1 Woche und 1 Tag später, steht der Mond wieder exakt in Verlängerung unseres Masts, ganz in der Nähe unseres damaligen Ankerplatzes, diesmal kurz
nach 03 Uhr Ortszeit. Heute, nach diesem ereignisgespickten halben Jahr, am 1. Oktober 1996, auf Position 16°28' Nördliche Breite, 85°50' Westliche Länge.
. . . hier brech' ich mal ab, laß' es vorerst dabei bewenden, laß' andre ran . . .
Ich bin mir sicher, daß es noch viele andere Zugangswege zu einem einfachen Prinzip gibt. Ich wählte mehr oder weniger zufällig nach Intuition diesen Dorntorus. Das Geheimnis ist, sich auf eine Sache, die man für hilfreich
hält, zu konzentrieren, über lange Strecken nur noch in diesen Kategorien und Strukturen zu denken. Engramme aufspüren und vermeiden, sich eindenken, intensiv eindenken - das führt zum Ziel. Ich weiß auch, daß beim oberflächlichen Lesen
meiner Aufschriebe keine Notwendigkeit besteht, meine Folgerungen zu akzeptieren. Diese ergibt sich ebenfalls erst nach intensivem Eindenken. Dann aber ist sie zwingend! Die ausschließliche mathematische Ausarbeitung und
Herleitung weiterer Naturkonstanten nur aus Rechenvorschriften ohne Bezug zu einem Denkmodell ist mit Vorsicht zu genießen. Mathematik ist nicht nur eine exakte Wissenschaft. Sie läßt semantische Freiheiten und bietet auch eine Fülle an
Möglichkeiten für pures Experimentieren. Dennoch - ob exakt oder nicht - für mich macht die Arbeit derzeit mein prächtiger gestiefelter Kater. Welche Augenweide, zuzusehen, wie er eine Katze nach der anderen aus ihren Säcken
befreit. Mir bleibt fast nichts zu tun und falls Puercallis mir ein klein wenig Zeit übrig läßt, wird man wieder von ihm hören. Aber wehe, lieber Physiker, Du magst keine Katzen! Du wirst Dich weiterhin mit
Ratten und Rattenschwänzen, mit Würmern und ihren Wurmlöchern, mit häßlichen Käfern und ganzen Völkern von Bugs herumschlagen müssen. Drum:
Physiker aller Vorlieben, lernt die Katzen nur zu lieben !
Epilog
zurück
Die Geschichte ist natürlich noch nicht zu Ende: Ich habe viel zu organisieren in Deutschland, fliege zurück. Auch meine Pilotenlizenz muß verlängert
werden und dies erfordert noch einige zu absolvierende Flugstunden. Ich chartere eine kleine, viersitzige Maschine, fliege von Stuttgart nach - wohin wohl? - nach Korsika, nach Propriano. Eine Stunde später bin ich dort. Italiener? Ettore? „Nein, Michel, ich habe Dir zu danken!“
* * *
Die Aktualität und Authentizität der Ereignisse während des Verfassens dieses Textes ist im Begriff, das ursprüngliche Vorhaben erneut zu überholen.
Erst war es der Brief an Michel, den ich nicht an den Mann bringen konnte. (Noch immer weiß ich nichts über seinen Verbleib - werde bei nächster Gelegenheit in Korsika nachforschen.) Dann, Wochen später, notwendig gewordene Umarbeitungen
wegen neu auftauchender und sich wandelnder Interpretationen im Zuge der Bemühung um die Konsistenz des Modells, zunächst in Form von Gedanken, Bildern, Zahlen, ..., groben Notizen. Schließlich - meine Hauptbetätigung - der Versuch,
letztere in lesbaren Text zur Verteilung an Freunde umzusetzen. Und jetzt, mitten in dieser Arbeit - ich nenne es „Spiel“ - steigt aus einer Serie von Zufällen eine Sache mit nicht zu bremsender Macht über das Niveau flüchtiger Träume,
drängt sich als imperative Notwendigkeit in den Vordergrund des Tagesgeschehens:
Die - übergeordnete - Realität bleibt uns unzugänglich.
In Michels Haus in Solmeto wohnen fremde Leute.
„Michel? Ja, den können Sie in Cagliata treffen. Seit einem Jahr ist er wieder hier. Aber ein wenig seltsam ist er geworden. Wir glauben nicht, daß er Besucher sehen will.“
„Michel!!“
Mehr
bringe ich nicht über die Lippen. Minutenlang sitzen wir uns schweigend gegenüber. Sein anfänglich starres, maskenhaftes Lächeln hellt sich zusehends auf, wandelt sich in ein offenes, fröhliches Strahlen. Er steht auf, legt mir den Arm
über die Schulter:
„Wong, ich freue mich, dich wiederzusehen.“
Das Eis ist gebrochen, die Erzählungen sprudeln auf beiden Seiten und natürlich berichte ich von meinen Entdeckungen. Wie früher ist er überhaupt nicht überrascht und
sagt in seiner gedankenleserischen Art:
„Wong, du erzählst mir nichts Neues. Ich muß dabei an meinen Vater denken: Er war Wissenschaftler - aber ich kenne ihn nicht, weiß nicht einmal seinen Familiennamen. Er hat sich, nachdem ich
geboren war, nie mehr bei meiner Mutter blicken lassen - aber er hat Aufzeichnungen bei ihr hinterlassen. Hundert mal und mehr habe ich sie gelesen in meiner Jugend. Es war meine Bibel - aber ich habe sie nicht verstanden. Es ging um Atome
und komplexe Zahlen - aber was sollte ich damit anfangen? Und heute, 65 Jahre bin ich jetzt alt, heute erkenne ich die Bedeutung. Ich danke dir, Wong!“
„Korsischer Wissenschaftler? Vor 65 Jahren? Zeig mir die Aufzeichnungen!“
„Er war
Italiener, Ettore hieß er. Nein, die Aufzeichnungen habe ich nicht mehr. Sie sind bei den Umzügen wohl verlorengegangen.“
Plötzlich fange ich an zu frösteln, eine Gänsehaut überzieht mich. Trotz der sommerlichen
Wärme lege ich meine Jacke an. Michel lehrt mich zum wiederholten Male:
Alles Denkbare ist schon gedacht.
Man muß sich nur erinnern können - an die Gedanken der anderen.
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